Zur Eröffnung stimmte Prof. Dr. Martin Göttlicher, Vorsitzender des VdFF, die Gäste auf den Abend ein. Er betonte die Notwendigkeit, im hektischen Alltag der Wissenschaft gelegentlich inne zu halten, Forschung und Kollegen aus anderer Perspektive zu sehen, und auch in festlichem Rahmen zu würdigen, wenn etwas besonders gut gelungen sei.
Auch Hausherr und Hauptredner Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl ließ es sich mit einem Blick auf die illuminierte Helmholtz-Büste im Saal nicht nehmen, dessen große naturwissenschaftliche Interdisziplinarität zu betonen. Die Helmholtz-Gemeinschaft mit ihrer facettenreichen Forschung sei heute ein tolles Beispiel dafür. Wissensdurst abseits der eigenen Kernthemen zu generieren sei auch eine Aufgabe, der sich das Deutsche Museum in besonderer Weise widme.
Im Anschluss an den Festvortrag von Prof. Heckl folgten zwei Preisverleihungen: Prof. Göttlicher überreichte den Preis für interdisziplinäre Zusammenarbeit des VdFF, der die Vernetzung unterschiedlicher Fachgebiete im Helmholtz Zentrum München fördern soll. In diesem Jahr ging die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung an ein Forscherteam um Prof. Dr. Vigo Heissmeyer für eine Veröffentlichung mit dem Titel „Cleavage of roquin and regnase-1 by the paracaspase MALT1 releases their cooperatively repressed targets to promote TH17 differentiation“, die in der wissenschaftlich hoch angesehenen Zeitschrift “Nature Immunology“ publiziert ist. Entscheidenden Anteil an dem Erfolg hatten vor allem die drei gemeinsamen Erstautoren Katharina Jeltsch, Desheng Hu und Sven Brenner, denen es gelungen ist, ein Kooperationsnetz über nahezu alle Münchner Forschungsinstitutionen mit weiteren Partnern in Hannover und Braunschweig, Zürich, Australien und den USA zu spannen.
Es sei aber nicht nur wichtig, herausragende Erkenntnisse zu gewinnen, sagte Prof. Dr. Jürgen Behr, Vorstandsmitglied der Stiftung AtemWeg, in seiner Anmoderation für deren Journalistenpreis. Ebenso wichtig sei es, neues Wissen in den Dialog mit der Gesellschaft zu überführen – an die gesamte Bevölkerung aber vor allem an die Menschen, die von den Erkenntnissen betroffen seien. Dies sei bei dem an dieser Stelle ausgezeichneten Artikel „Emmi und Soschka“ in der Zeitschrift mare besonders gut gelungen. Der Artikel, von der Fotografin Joanna Nottebrock bebildert und dem Textredakteur Dimitri Ladischensky verfasst, beschäftige sich „in außerordentlicher Weise mit den sozialen Auswirkungen der Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose“, bei der vor allem die Lungen schwer betroffen sind, weshalb die Jury sich über die Vergabe des durch die Münchner Bank mit 4.000 Euro dotierten Preises schnell einig gewesen sei.
In diesem Sinne würdigte der wissenschaftliche Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, Prof. Dr. Günther Wess, das Lebenswerk des namensgebenden Universalgenies Hermann von Helmholtz. Zu Recht sei dieser damals durch den bayerischen König gefördert worden und hätte durch seine Kooperation mit der Firma Steinway beim sogenannten Helmholtz-Flügel (heute im Deutschen Museum) geniale Pionierarbeit in der Akustik und der Wahrnehmung von Musik geleistet.
In seinem Vortrag „Nanotechnolgy – the next big thing is really small“ widmete sich Heckl dann den zahllosen Aspekten der neuen Technologie an sich als auch dem Thema Wissenschaftskommunikation allgemein. Vor allem die Themenkombination Nano- und Biotechnologie würde auf großes Interesse stoßen. Das habe er zuletzt beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau erfahren, als er dazu - als Teil des sogenannten Damenprogramms - vor den Lebensgefährten der wichtigsten Staatsoberhäupter der Welt gesprochen habe. Und auch am Zentrum für neue Technologien des Deutschen Museums sei die Euphorie der Besucher zu diesen Themen groß.
Heckl führte weiter aus, was nanotechnologisch heute bereits möglich ist und was noch kommen könnte. Als prominentes Beispiel aus dem Alltag nannte er den sogenannten Lotus-Effekt, der unter anderem bei Badezimmerkeramik angewandt würde. Forscher arbeiten jedoch bereits an der Entwicklung von Nano-Robotern von der Größe eines Tausendstel Millimeters und darunter; durch den menschlichen Körper gesteuert oder autonom könnten diese medizinische Dienste verrichten und auf diese Weise die Medizin revolutionieren. Der Clou der Nanotechnologie sei es, Entwicklungen nicht top-down (also durch Verschlanken und Verkleinern von bekannten Makro-Technologien wie etwa vom Computer zum Smartphone), sondern erstmals bottom-up zu gestalten, indem man das Molekül als kleinste Einheit und sich selbst organisierende Prinzipien verwende (Stichwort Schwarmintellegenz). Erstaunlich war in diesem Zusammenhang eine Grafik, die auswies, dass von den zirka 2000 angemeldeten Patenten zum Thema Nanotechnologie bisher lediglich elf den Weg auf den Markt gefunden hätten.
Darüber hinaus erklärte der Museumsdirektor, warum der aus der Serie Star Trek bekannte Ortswechsel durch „Beamen“ nach aktuellem Wissensstand nicht funktionieren könne (Stichwort Heisenberg’sche Unschärferelation) und wie er selbst es mit einem Nanoexperiment ins Guinness-Buch der Rekorde schaffte (kleinstes je gebohrtes Loch durch Entfernen eines einzelnen Schwefelatoms von wenigen Ångström Durchmesser). Denn Heckl selbst ist mit der Materie bestens vertraut: er war Schüler von Prof. Gerd Karl Binnig, der 1986 den Nobelpreis für die Entwicklung des Rastertunnelmikroskops erhielt.
Bei allen derartigen superlativen Entwicklungen zeige die Geschichte immer wieder, dass sich grundsätzlich neue Sichtweisen und Technologien in Gesellschaft, Kunst und Literatur, sowie in Naturwissenschaft und Technik oftmals mehr oder weniger parallel anbahnten. Durchgesetzt haben sich Wissen und Technologien, die letztlich in der Gesellschaft akzeptiert wurden. Deshalb sei es auch heute so wichtig, Wissenschaft und das Verständnis von Technik als integralen Bestandteil der Gesellschaft und im Dialog mit dieser zu entwickeln.
Im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung ließen die Teilnehmer den Abend im festlichen Ambiente des Ehrensaals des Deutschen Museums bei guten Gesprächen ausklingen - musikalisch umrahmt von „Blumes Kleinem Orchester“.